Meine Testleserinnen haben ganze Arbeit geleistet. Nun muss ich noch mal ran und eine dritte Fassung schreiben. Auch wenn die Rückmeldungen insgesamt positiv waren, haben meine sechs Leserinnen doch einige Logik-Löcher und Handlungsschwächen aufgedeckt.

Interessanterweise gab es in der Kritik nur wenige Dopplungen. Jeder Leserin hatte ihren eigenen Fokus, so dass es sich für mich auf jeden Fall gelohnt hat, gleich so viele Meinungen einzuholen.

Die größte Schwierigkeit bestand darin, überhaupt geeignete Testleserinnen zu finden. Einige stammen aus meinem Bekannten- und Freundeskreis. Andere habe ich bei Schreib-Workshops und Lesungen kennen gelernt. Schon allein wegen dieser Kontakte haben sich diese Kurse gelohnt.

Zum Vorgehen: Ich habe jeder Testleserin meinen Roman als ausgedrucktes Exemplar geschickt. Normseiten in Spiralbindung. Normseiten haben den Vorteil, dass am Rand genügend Platz für Notizen bleibt. Die Spiralbindung (Metall, kein Plastik) sorgt dafür, dass sich die Seiten komplett umblättern lassen und nicht wieder von allein zuklappen. Ich wollte meinen Leserinnen das Handling erleichtern.

Damit ich mit den Rückmeldungen auch wirklich etwas anfangen konnte, habe ich ein Begleitschreiben verfasst und dort noch einmal gezielt erklärt, welche Fragen mir wichtig sind. Eine gute Vorlage für solch ein Schreiben liefert Sylvia Englert in ihrem Ratgeber »So lektorieren Sie Ihre Texte« (Autorenhaus Verlag).

Obwohl ich meine Leserinnen aufgefordert hatte, in dem Manuskript herumzustreichen, haben einige sich das nicht getraut. Oder höchstens ein bisschen mit Bleistift. Ich habe gemerkt, dass ich beim nächsten Mal deutlicher machen muss, dass ich nicht vorhabe, das Manuskript ein zweites Mal zu verwenden.

Selbstverständlich habe ich jedem Manuskript einen adressierten Rückumschlag beigelegt. Als Frist für die Rücksendung hatte ich drei Wochen gesetzt.

Fazit: Testleser sind nicht ganz billig – bei mir beliefen sich die Kosten für Porto und Copyshop auf jeweils 25 Euro – aber sie lohnen sich. Viele wunde Punkte, auf die meine Leserinnen ihren Finger gelegt haben, hatte ich unterbewusst auch schon erkannt, aber verdrängt. Mir fehlte an diesem Punkt einfach der Abstand zu meinem Text, den ich monatelang gehegt und geplegt hatte.

Problematischer finde ich da den Zeitfaktor. Nicht alle Leserinnen hielten sich an die dreiwöchige Frist, so dass ich auf einige Rückmeldungen bis zu anderthalb Monate gewartet habe. Trotzdem würde ich es wieder so machen.